Der verführerische Duft des Holunders

Der verführerische Duft des Holunders

Früher glaubte man, dass gute Geister im Holunder lebten und so war es kaum verwunderlich, dass er an einem Ehrenplatz am Hof angepflanzt wurde. Er galt als heiliger Baum mit magischen Kräften und sollte die Familienmitglieder vor Unheil schützen. Sollte man gar vom „bösen Blick“ befallen sein, so kamen erfahrene Frauen zum Einsatz, kochten einen Sud aus magischen Kräuter für eine Waschung des Betroffenen und das Wasser samt Verzauberung wurde dann unter dem Hofholunder weg gegossen. Super, was alles so funktioniert… Man glaubte, dass man dem Holunder sogar sein Fieber übertragen konnte: „Guten Morgen Herr Flieder (Holunder ist gemeint), ich bringe Dir mein Fieber, ich binde Dich an, nun gehe ich ( ) davon“. Natürlich war das Umhauen des Hofholunders tabu, denn es sollte Unglück über die ganze Familie bringen oder gar schlimmer… Und diente er nicht als Zauberstab in einigen Geschichten und Märchen?

 

Heute ist unsere Beziehung zum Holunder etwas relaxter und wir freuen uns einfach über den verführerischen Duft der Blüten, sie sind voller ätherischer Öle und Flavonoide. Später im Jahr können wir uns an den Beeren erfreuen, die neben vielen Vitaminen auch unter anderem Anthocyane beinhalten. Diese sekundären Pflanzenstoffe sind Antioxidantien, die schädliche freie Radikale in unserem Körper beseitigen sollen. Toll, Holunder ist ein echtes Powerfood. Aber Achtung, die ungekochten Beeren sowie die Blätter und Rinde sind giftig.

 

Es gibt viele Möglichkeiten den Holunder zu verwerten: von Holunderblüten-Pfannkuchen bis Holunderbeeren-Essig über Holunderblütenzucker und -kuchen… Eines meiner Lieblingsrezepte aber ist Holunderblütengelee mit wenig Zucker und viel Zitrone. Ein bisschen wie der Sirup, den man mittlerweile fast überall findet, auch im Hugo, nur eine festere Variante eben, um das Butterbrot zu verfeinern.

 

Ich verwende keinen Gelierzucker aufgrund der Zusatzstoffe und nehme einfachen Haushaltszucker oder gar Rohrzucker. Da ich aber nicht „süß“ bin verwende ich nur wenig Zucker im Verhältnis 60 (Saft) : 40 (Zucker), dafür aber mit einer Extraportion Zitrone und Abrieb. Und nun mein Geheimnis: Damit das Ganze auch lange hält trotz des geringeren Zuckergehalts stecke ich mein gekochtes Gelee in das Gefrierfach und freue mich dann auch im Winter oder zeitigen Frühjahr auf ein leckeres Gelee. Und jetzt zu meinem zweiten Geheimnis: Kocht doch mal Erdbeermarmelade mit Holunderblüten… ein Traum.

 

 

So jetzt genug geschrieben, es wartet wieder eine Schüssel frischer Holunderblüten auf mich.